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Online-Börsenbanking immer beliebter

Am 16. Mai 2016 hatte die PostFinance ihre Depot-Kundschaft von der Waadtländer Kantonalbank zur Swissquote Bank transferiert. Damit etablierte sich mit dieser jungen Online-Bank ein ganz klarer Marktleader im Online-Trading der Schweiz.

Der Bankenplatz Schweiz untersteht seit Jahren einem harten Konzentrationsprozess. Gab es vor 25 Jahren noch 625 unabhängige Banken, sind es heuer nur mehr deren 260. Der Kahlschlag am heftigsten war bei den Regionalbanken. Über zwei Drittel von ihnen verschwanden vom Markt, zumeist durch Fusion. Ähnlich erging es den Privatbankiers. Auch die Anzahl der Grossbanken wurde von 4 auf 2 halbiert. Selbst die Zahl an Kantonalbanken ging um 5 zurück. Nur gerade die Kategorie „Filialen ausländischer Banken“ legte zu, zweifellos ein Zeichen für die Stabilität und das weltweite Image des Finanzplatzes Schweiz. Als Hauptgründe für diesen Konzentrationsprozess sind die zunehmenden staatlichen Auflagen, der harte Konkurrenzdruck, die gedrückten Margen sowie der technologische Wandel insbesondere in Richtung Online-Banking zu erwähnen.

Swissquote nun klar die Nr. 1

Mit dem Wechsel der rund 60‘000 PostFinance-Depotkunden auf die Online-Handelsplattform der 1990 gegründeten Swissquote Bank hat letztere ihre Position als führende Online-Bank der Schweiz klar ausgebaut. Mehr als 300‘000 Kunden wickeln ihre Börsentransaktionen zu sehr günstigen Konditionen nun über Swissquote ab. Insgesamt verfügen diese Online-Kunden über ein Depotvermögen von 16,1 Mia. Franken. Das ist im Vergleich zu konventionellen Banken noch nicht eben viel. Als Beispiel sei etwa auf die Aargauische Kantonalbank verwiesen, deren 230‘000 Kunden über Depotwerte von rund 25 Mia. Franken verfügen. Aber das Wachstum ist bei den Online-Banken schneller. Um nicht weiter an Terrain zu verlieren, gehen viele konventionelle Banken ebenfalls dazu über, ihrer Kundschaft spesengünstigere Online-Transaktionssysteme anzubieten. Was die Sicherheit aus Kundensicht anbetrifft, sehe ich keinen nennenswerten Unterschied zwischen einem konventionellen und einem übers Internet betriebenen Handelssystem. Beide unterstehen adäquater Staatsaufsicht durch die FINMA.

Enttäuschend ist bei Swissquote allerdings die Kursentwicklung. Seit dem Jahr 2000 sind ihre Aktien an der Schweizer Börse kotiert. Damals waren sie zu 25 Franken auf den Markt gekommen. Ende 2007 erreichten sie mit 77 Franken ihr bisheriges Allzeit-Höchst. Dann ging es nur mehr bergab. Derzeit notiert die Swissquote-Aktie mit 24 Franken gar leicht unter ihrem Börsendebüt. Die Dividendenrendite liegt bei 2,5 %, für einen Bankwert eher bescheiden! Die Waadtländer Kantonalbank zum Beispiel rentiert mit 5,1 % doppelt so hoch, die Bank Coop wirft 4,5 %, die Valiant Bank 4 % oder die St.Galler KB 3,75 % an Rendite ab.

PostFinance: Neu mit Depotgebühren

Seit drei Jahren PostFinance eine lizensierte Bank und grössenmässig die Nr. 5 hinter UBS, CS, Raiffeisen und ZKB. Sie gehört weiterhin dem Bund, hat aber auf die Staatsgarantie verzichtet und untersteht wie alle Banken der Finanzmarktaufsicht FINMA. Aus dem ehemaligen „Postcheckamt“ ist zwischenzeitlich eine moderne Bank geworden, die seit einem Jahrzehnt auch das Wertschriftengeschäft online via ihre eigenentwickelte Handelsplattform E-Trading anbietet. Bei den Kunden sehr geschätzt war dabei der Verzicht auf Depotgebühren. Mit dem Umstieg zu Swissquote, an deren Aktienkapital die PostFinance mittlerweile mit 5 % beteiligt ist, wird ab 2017 nun eine pauschale Depotgebühr von 90 Franken pro Jahr erhoben. Das ist im Vergleich zu den meisten anderen Banken immer noch sehr günstig, vor allem je grösser der Depotwert ist. Aber diese Gebühr lässt sich bereits ab 3 Trades pro Jahr zurückholen, denn sie wird mit der Börsencourtage verrechnet. Für aktive Kunden bleibt es faktisch also beim Gratisdepot. Mit dem Wechsel zum innovativen Finanzdienstleister Swissquote hat sich das E-Trading der PostFinance aber markant verbessert. Die Anlagepalette ist wesentlich breiter, die Abwicklung einfacher und schneller geworden.

Der typische Depotkunde

Aus den von den Banken veröffentlichten Geschäftsberichten lässt sich herauslesen, wie ein schweizerischer Depotkunde in etwa ausgerichtet ist. Er besitzt Depotwerte zwischen 60‘000 und 100‘000 Franken. Das ist der klassische Mittelstand. Nicht inbegriffen sind die „oberen Zehntausend“, die ihre Börsengeschäfte kaum selber abwickeln, sondern sie via Vermögensverwaltungsverträgen von Banken oder unabhängigen Finanzdienstleistern erbringen lassen. Klar ist der Trend zum spesengünstigen Online-Banking. Das setzt für den Normalanleger aber einige Anlagekenntnis voraus. Vorbei sind die Zeiten, wo man solide Obligationen mit Renditen von 4, 5 oder gar 6 % kaufen und sie bis zur Rückzahlung liegen lassen konnte. Nun stehen Aktien, Fonds und strukturierte Produkte an, wenn man überhaupt noch Rendite erzielen will. Aber niemals vergessen: Im Gegensatz zu Obligationen unterliegen diese Anlagen teils hohen Börsenkursrisiken! Wer zur Unzeit verkaufen muss, kann von nachhaltigen Verlusten heimgesucht werden.

von Maximilian Reimann, Gipf-Oberfrick
4. August 2016