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Wie weiter mit Franken und Euro?


Geldratgeber vom 21. April 2011

von Maximilian Reimann

Noch längst ist die aktuelle Währungskrise nicht überwunden. Das hat eben die Frühjahrstagung des IWF vom letzten Wochenende in Washington klar aufgezeigt.

Der Internationale Währungsfonds (IWF), dem insgesamt 187 Mitgliedsländer angehören, gilt – landläufig gesprochen – als globale Feuerwehr, wenn es im internationalen Währungsgebälk irgendwo brennt. Bis heute hat er seine Sache gut gemacht. Alle Finanz- und Währungskrisen einzelner Länder, wie wir sie in den letzten 20 Jahren etwa in Mexiko, Russland, Türkei, Brasilien oder Argentinien erlebt haben, konnten mit IWF-Hilfe gemeistert werden. Nun aber sind mehrere Länder gleichzeitig betroffen, insbesondere die sog. PIIGS-Staaten aus der Euro-Zone. Das sind Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien. Ist hiefür das Rettungspotenzial gross genug ist und wie sollen sich schweizerische Anleger verhalten, wenn die Krise anhält?

Bricht der Euro zusammen?
Auf dass ich mich wiederhole, aber den US-Dollar habe ich als Anlagewährung schon seit Jahren abgeschrieben. Die USA leben derart über ihre Verhältnisse und ihr Schuldenturm ist derart hoch, dass risikobewusste Anleger diese Währung weiterhin meiden. Droht dem Euro nun langsam aber sicher das gleiche Schicksal? Dazu ein Kommentar von einem der besten Kenner der Materie, Jean-Claude Trichet, dem Präsidenten der Europ. Zentralbank. Er hat auf die Frage, ob der Euro überleben werde, so geantwortet: „Es ist nicht die Frage, ob der Euro überleben wird, sondern welcher Euro!“ Diese Antwort lässt aufhorchen. Sie deutet eine Entwicklung an, auf die wir uns – möglicherweise schon bald – einzustellen haben, nämlich:Der Euro bleibt bestehen, schon aus Gründen des politischen Prestiges der Europäischen Union.

Es wird zu Austritten jener Länder aus der Euro-Zone kommen, die wirtschafts- und stabilitätspolitisch überfordert sind.Das würde dem „renovierten“ Euro zweifellos zur Stärke gereichen, auch gegenüber dem Schweizerfranken, und das könnte uns sowohl als Anleger als auch als Export- und Tourismusland willkommen sein. Bis es aber so weit ist, dürfte es noch zu einigen Zerreisproben an den Währungsmärkten kommen, und deshalb bleibt Vorsicht gegenüber dem Euro weiterhin am Platz!

Hausgemachte Probleme beim CH-Franken
Die Verantwortungsträger, die in der Schweiz für eine möglichst optimale Währungspolitik zuständig sind, stehen aber auch nicht ohne Fehl und Tadel da. Ich meine in erster Linie das derzeit von Philipp Hildebrand präsidierte Direktorium der Schweizerischen Nationalbank (SNB), der Bankrat als dessen Aufsichts- sowie der Bundesrat als dessen Wahlbehörde. Natürlich unterstelle ich niemandem böse Absicht und weiss auch, dass man im Nachhinein immer gescheiter ist als zuvor. Aber die folgende beiden Fehlleistungen müssen uns schon zu denken geben:Massive Goldverkäufe zur UnzeitVom Jahr 2000 bis 2005 verkaufte die SNB ohne Not einen Grossteil unserer Goldreserven. Es waren insgesamt 1‘300 Tonnen zu einem durchschnittlichen Verkaufserlös von 16‘241 Franken pro Kilo. Heute liegt der Kilopreis bei 48‘000 Franken. Das wären sage und schreibe 41,3 Milliarden Franken mehr, wenn man das Gold behalten hätte.Massive Euro-Käufe ohne WirkungDen noch grösseren Fehlgriff leistete sich die SNB letztes Jahr, als sie mit Devisenmarkt-Interventionen in „astronomischer“ Höhe den Zerfall des Euro gegenüber dem Franken stoppen wollte. Die Operation verpuffte wirkungslos. Unter dem Strich verblieb der SNB und damit Bund und Kantonen ein Minus von über 30 Milliarden Franken. Es ist an der Zeit, dass der Bankrat endlich erwacht und dem Direktorium solche Eskapaden untersagt.

Trotz dieser Fehlleistungen der SNB, die das Volksvermögen der Schweiz erheblich geschmälert haben, besteht für schweizerische Anleger kein Grund, die Währungsstrategie zu ändern. 75 bis 80 % aller auf einer Grundwährung basierenden Vermögenswerte würde ich auch weiterhin im CHF belassen.

Reinfall mit strukturiertem Produkt

Ein Anleger schildert mir in einem 3-seitigen Brief sein Schicksal, das er mit einem „Multi Barrier Reverse Convertible“ der CS-Tochter Bank Clariden Leu erlitten hat. Das strukturierte Produkt basierte auf den deutschen Autowerten BMW, Daimler und Volkswagen, wurde am 15. August 2009 emittiert und lautete auf Euro. Er habe mit dieser Anlage rund 70 % des investierten Kapitals verloren. Der geschädigte Anleger vertritt nun den Standpunkt, solche Produkte sollten in einem Rechtsstaat keinen Platz haben.

Ich kann dazu nur folgendes sagen: Grundsätzlich ist jeder Anleger selber verantwortlich für die Auswahl seiner Depotwerte. Wurde er hingegen von seiner Bank irreführend beraten, beispielsweise was die Risiken anbetrifft, dann trifft sie eine Mitverantwortung. Kommt keine Einigung zwischen Bank und Kunde zustande, würde ich an den Bankenombudsman gelangen.