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Warten auf Coco-Bonds?


Geldratgeber vom 8. September 2011

von Maximilian Reimann

Ab dem Jahr 2013 dürften auf dem Finanzplatz Schweiz neue festverzinsliche Werte emittiert werden, die auch für Privatanleger attraktiv sein könnten. Es sind bedingte Pflichtwandelanleihen, nämlich die sogenannten Coco-Bonds.

„Coco“ ist die Abkürzung von Contingent Convertible Bonds. Diese werden zur Stärkung der Eigenkapitalbasis von systemrelevanten Grossbanken geschaffen, auf dass nie mehr der Bund bzw. die schweizerischen Steuerzahler aufkommen müssen, wenn eine Bank in Schieflage geraten sollte. Das war bekanntlich vor drei Jahren bei der UBS der Fall gewesen, als sich die Bank – von Grössenwahnsinn und üppigen Manager-Boni getrieben – im amerikanischen Hypothekenmarkt übernommen hatte. Sie musste von Bund und Nationalbank gestützt werden, weil das Vertrauen in die Bank weltweit stark ins Wanken geriet. Die Engagements von Bund und SNB haben sich inzwischen, auch das muss klar gesagt sein, zu wahren "Goldgruben“ entwickelt. Von hängen gebliebenen Verlusten also keine Spur!

Attraktive Verzinsung erwartet
Wer derzeit auf hoher Liquidität sitzt oder in nächster Zeit die Rückzahlung von Anleihen oder Kassenobligationen erwartet, der möge durchaus das Jahr 2013 abwarten und dann ein Engagement in Coco-Bonds in Erwägung ziehen. Als Massstab für die künftigen Renditen dieser insbesondere von UBS und Credit Suisse zu begebenden Schuldverschreibungen darf man sehr wohl den Vergleich zu den beiden im Kasten erwähnten börsenkotierten, nachrangigen CHF-Anleihen der Bayerischen Landesbank (BLB) ziehen. Das sind je nach Laufzeit zwischen 4,75 – 6 % und damit um ein Vielfaches mehr als man derzeit mit Festgeldern, Spareinlagen, Kassenobligationen oder länger laufenden Anleihen erzielen kann. Coco-Bonds würde ich auch einem Aktienengagement in UBS oder CSG den Vorzug geben. Die hohen Kursschwankungen und in letzter Zeit die massiven Kursverluste der Bankaktien sind schliesslich nichts für schwache Anlegernerven. Zudem geht die Zinszahlung auch der Dividenden-Ausschüttung vor.

Und das Risiko?
Unsere beiden Grossbanken und wahrscheinlich auch diverse andere Schweizer Banken werden voraussichtlich ab 2013 mit der Emission von solchen bedingten Pflichtwandelanleihen in Schweizerfranken wie auch in anderen Währungen beginnen. Sie dienen, wie eingangs erwähnt, der Erhöhung der Eigenkapitalquoten, wie sie von den eidgenössischen Räten für die Banken verlangt werden. Wegen des Währungsrisikos sollten sich einheimische Anleger aber ausschliesslich auf CHF-Cocos beschränken. Das Währungsrisiko ist aber längst nicht alles. Viel gravierender ist das Geschäftsrisiko. Wirtschaftet eine Bank schlecht und macht Verluste, bis das Eigenkapital unter eine vordefinierte Quote sinkt, dann werden die Coco-Bonds automatisch in echtes Eigenkapital, also in Aktien, umgewandelt. Wer absolut nie an den Erwerb von Bankaktien denkt, der wird grundsätzlich auch nicht in Cocos investieren. Persönlich bin ich aber überzeugt, dass unsere Banken aus der Misswirtschaft der jüngsten Vergangenheit gelernt haben dürften. Vorbei sollten die Zeiten sein, wo Top-Manager und Verwaltungsräte in verwerflicher Abzockermentalität hauptsächlich auf kurzfristige Gewinnmaximierung und damit auf Millionen-Boni ausgingen. Ist dies der Fall, dann dürften auch die Risiken mit CHF-Coco-Bonds überschaubar sein.

Hohe Renditen mit Bayern-Anleihen

Das deutsche Bundesland Bayern ist nach wie vor der Inbegriff von Bonität. Dieses Prädikat kam bis ins Jahr 2009 auch dessen Hausbank zu, der Bayerischen Landesbank (BLB). Auf Druck der EU wird Bayern aber bis 2014 die Staatshaftung für Anleihen der BLB abschaffen müssen. Wegen der Mehrheitsbeteiligung an der risikobelasteten österreichischen Grossbank Hypo Alpe Adria kam die BLB im Zuge der Finanzkrise von 2008 ins Schleudern. Hohe Verlustpositionen waren die Folge und diese drückten auch auf die Kurse der beiden CHF-Obligationen, die die BLB im Jahre 2006 auf nachrangiger Basis aufgenommen hatte. Heute präsentieren sich die beiden an der Schweizer Börse gehandelten Titel wie folgt:

2,75 % Bayerische Landesbank 2006 – 14
Valor: BLB065
Aktueller Kurs um 95 %
Rendite bei Rückzahlung am 12.12.2014 zu 100 %: 4,75 % p.a.

3,125 % Bayerische Landesbank 2006 – 16
Valor: BLB064
Aktueller Kurs um 89 %
Rendite bei Rückzahlung am 12.10.2016 zu 100 %: 5,9 % p.a.

Wie die künftigen Cocos von UBS und Credit Suisse sind diese beiden Anleihen im Konkursfall als Eigenkapital zu betrachten. Sie sind damit den Aktien gleichgestellt. Wer aber davon ausgeht, dass die BLB in absehbarer Zeit nicht untergeht, der kann durchaus als Depotbeimischung etwas davon erwerben. Das erhöhte Risiko wird mit der attraktiven Rückzahlungsrendite zweifellos wettgeschlagen.