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Massive Einbrüche bei Banken-Anleihen


Geldratgeber vom 1. Dezember 2011

von Maximilian Reimann

Nun drückt die Verschuldungskrise der USA und mehrerer Euro-Länder auch die Anleihen vieler Grossbanken in die Tiefe. Ist das für Anleger eher Chance oder Risiko?

Warum besagte Bankanleihen in die Tiefe gesaust sind, hat einen klaren Grund. Sie hatten sich zu stark mit Staatsanleihen von Ländern eingedeckt, die am Rande der Zahlungsunfähigkeit stehen. Ob sie das aus eigenem Antrieb getan haben, oder von den Regierungen dazu gedrängt worden sind, ist an sich nicht von Bedeutung. Tatsache ist allein, dass wegen den gesunkenen Bonitäten dieser Schuldnerstaaten wie Griechenland, Portugal, Italien oder Spanien Abschreibungen auf ihren ausstehenden Anleihen vorgenommen werden mussten. Das hat zu Zweifeln an der Solvenz all jener Banken geführt, die sich übermässig am Staatsanleihenmarkt engagiert hatten.

Hohe Renditen entsprechen hohen Risiken
Werfen wir nun den Blick auf die aktuellen Renditen besagter CHF-Anleihen, wovon ich ein paar Beispiele in der Tabelle aufgelistet habe. Vergleichbare Werte in anderen Währungen schaue ich mir schon gar nicht an, denn da käme für Schweizer Anleger noch das Währungsrisiko hinzu. Zwar ist der Franken weiterhin überbewertet. Er dürfte es aber bleiben, solange die staatliche Verschuldungskrise nicht bewältigt ist. Wie das gehen soll, darüber liegen sich schönrednerische EU-Politiker einerseits und die Finanzmärkte andererseits im Clinch. Eine nachhaltige Lösung ist nicht in Sicht, und das drückt diese Obligationen-Kurse weiter nach unten und ihre Renditen nach oben. Hohe Renditen sind und bleiben aber auch mit hohen Risiken belastet. Von Käufen ist folglich abzusehen, wenn die Verfallrendite über einem gewissen Niveau liegt. Wo dieses Niveau im Einzelfall zu setzen ist, hängt von der Risikofähigkeit des Anlegers ab. Für mich selber liegt es bei 5 %.

Gut gehaltene Schweizer Bankentitel
Zu den grösseren Anleihensgläubigern hoch verschuldeter Staaten zählt offensichtlich auch die Basler Versicherung. Ob sie ihre letzte Dividende von Fr. 4.50 deshalb wird halten können, darf mit Fug und Recht angezweifelt werden. Gemäss aktuellem Aktienkurs der Bâloise von um die 60 Franken ergäbe das eine Jahresrendite von 7,5 % bzw. eine Rendite von 15 % für heute erworbene Aktien bis zur Dividendenfälligkeit anfangs Mai 2012. Vorausgesetzt natürlich, die Aktie verliert nicht noch mehr Terrain, und das weiss zur Stunde niemand! Unsere grossen Versicherungsgesellschaften haben eben ähnliche Anlagesorgen wie viele private Anleger. Man weiss nicht mehr, wohin mit den liquiden Mitteln…

Demgegenüber – und insbesondere im Vergleich mit den unten aufgeführten ausländischen Grossbanken - halten sich die CHF-Anleihen von Credit Suisse und UBS sehr gut. Ihre Verfallrenditen liegen meist alle deutlich unter 3 %. Die Gründe dafür sind klar: Die beiden Schweizer Grossbanken haben sich am Staatsanleihenmarkt stark zurückgehalten; zudem wirken sich die vom Schweizer Parlament beschlossenen höheren Eigenmittelvorschriften bereits positiv auf die Bonität von CS und UBS aus.

Vorsicht vor derartigen Renditen

Es handelt sich bei den Renditen der nachfolgend wiedergegebenen Banken-Anleihen, die allesamt auf CHF lauten und an der Schweizer Börse kotiert sind, um deren Verfallrenditen. Das heisst, es ist dies die Durchschnittsrendite, die ein Anleger pro Jahr erzielt, wenn er eine Obligation zum Kurs von heute kauft und sie bis zur vertraglich vorgesehenen Rückzahlung behält. Zum Coupons kommt somit der im Normalfall steuerfreie Kursgewinn hinzu. Titel mit Verfallrenditen von über 5 % würde ich meiden. Ihre Rückzahlung zu 100 % am Tag der Fälligkeit kann nicht als sicher angesehen werden.

2,75 % Bayerische Landesbank (*)

Fälligkeit 12.12.2014
Börsenkurs 66 %
Verfallrendite 18,5 %

3 % Bank of Ireland
Fälligkeit 18.02.2013
Börsenkurs 88 %
Verfallrendite 14,4 %

2,375 % Royal Bank of Scotland
Fälligkeit 02.11.2015
Börsenkurs 75 %
Verfallrendite 10,8 %

2,5 % Morgan Stanley
Fälligkeit 17.11.2015
Börsenkurs 88 %
Verfallrendite 6,0 %

1,875 % Société Générale

Fälligkeit 10.10.2014
Börsenkurs 92 %
Verfallrendite 5,2 %

2,125 % Lloyds TSB Bank
Fälligkeit 15.03.2015
Börsenkurs 96 %
Verfallrendite 3,7 %

3 % Citigroup
Fälligkeit 05.12.2014
Börsenkurs 98 %
Verfallrendite 3,5 %

(*) Zum Fall der Bayerischen Landesbank
Ein Leser hat mich angefragt, warum ausgerechnet die von mir bereits früher erwähnten CHF-Anleihen der Staatsbank von Bayern derart massiv gefallen sind. In den Medien werden folgende vier Gründe erwähnt: Der zu hohe Anteil an griechischen Staatsanleihen, der überteuerte Kauf der österreichischen Bank Hypo Alto Adige, hohe Abschreibungen auf dem Hypothekenbestand sowie der von der EU erzwungene Wegfall der Staatsgarantie. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass der deutsche Staat und insbesondere das Land Bayern diese staatseigene Bank fallen lassen könnten, um statt dessen Hunderte von Milliarden zur Sanierung der Staatshaushalte von Griechenland und Co. einzuschiessen. Das würden die Bürger, Sparer und Anleger in Bayern niemals hinnehmen!