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Kosten über Kosten


Geldratgeber vom 30. Juni 2011

von Maximilian Reimann

Weder die Staatsverwaltungen noch die Finanzbranche lassen sich gerne in die Kosten blicken. Gerne macht man "Versteckis". Heute bin ich gleich dreimal für mehr Transparenz besorgt.

Alle reden von Kostentransparenz, meinen aber galant die anderen. Natürlich haben wir in einem demokratischen Rechtsstaat ein Fülle von Instrumenten, um Transparenz zu schaffen. Aber ob dem einzelnen Bürger, Kunden und Steuerzahler je volle Transparenz gewährt wird, bleibt eine offene Frage.

Man mag sich mit der alten Volksweisheit trösten: Was ich nicht weiss, macht mir nicht heiss. Wie dem auch sei, im folgenden gibt’s Transparenz über drei ganz unterschiedliche Dinge.

Sündhaft teure 2. Säule
Die berufliche Vorsorge hat sich in der Schweiz zu einem Riesengeschäft entwickelt. Derzeit lagern über 600 Milliarden Franken in den Anlagevermögen der Pensionskassen und weitere 100 Milliarden in Versicherungsverträgen. Wer mit der Verwaltung dieser Gelder betraut ist, darf sich die Finger lecken. Bis anhin wusste aber niemand genau, wie hoch diese Vermögensverwaltungskosten (VVK) überhaupt zu Buche schlagen. Die öffentliche Diskussion beschränkt sich meist auf die ausgewiesene Nettorendite einer Pensionskasse.

Natürlich figurieren die VVK in den Jahresrechnungen und werden gemäss Gesetz überprüft. So wurden für das Jahr 2009 insgesamt 1,1 Mia. Franken ausgewiesen. Schon vor Jahren hegte aber der damalige Preisüberwacher, alt-Nationalrat Rudolf Strahm, grosse Zweifel an diesen Zahlen und vermutete, dass die effektiven VVK drei bis vier Mal höher lägen.

Ende Mai veröffentlichte das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) eine Studie, die die kühne Vermutung von Rudolf Strahm bestätigte. Auf satte 3,9 Mrd. Franken bzw. 0,56 % beliefen sich nämlich die VVK für 2009 insgesamt.

Warum diese eklatante Differenz? Das BSV schaffte Transparenz und unterschied zwischen Kosten, die direkt anfallen, und solchen, die nicht sichtbar sind und unmittelbar der Wertentwicklung belastet werden wie etwa die Courtagen. Zudem bestätigte die Studie die Regel, wonach die Nettorendite umso tiefer liegt, je höher sich die offenen und verdeckten Kosten belaufen.

Wer das Online-Börsengeschäft dominiert
Nicht nur die milliardenschweren Pensionskassen stöhnen unter der Last der Verwaltungskosten, sondern auch viele mittlere und kleine Anleger. Auch bei ihnen drücken diese Kosten die Nettorendite hinunter. Ob eine Börsentransaktion von 10‘000 Franken 90 oder bloss 9 Franken an Courtage kostet, ob ein Wertschriftendepot jährlich 0,2 % an Depotgebühren verschlingt oder – wie bei E-Trading der PostFinance – gratis geführt wird, macht schnell Hunderte von Franken aus, die man am Jahresende hat oder nicht mehr hat.

Deshalb weichen immer mehr Anleger auf das wesentlich kostengünstigere Online-Wertschriftengeschäft aus. Sie verzichten dabei auf die Beratung der Bank. Aber um eine Obligation zu kaufen oder eine Portion Aktien zu verkaufen, bedarf ein durchschnittlich beschlagener Anleger in der Regel keiner Beratung.

Das Fachblatt "Finanz und Wirtschaft" hat es eben unternommen, das schweizerische Online-Börsengeschäft näher zu analysieren. Das Geschäft wird nicht nur von reinen Direktbanken betrieben, sondern zunehmend auch von den angestammten Banken, um der Abwanderung von Anlagekunden vorzubeugen. Hier das Ergebnis:

Online-Plattform Anzahl Kunden Depotwert (im Durchschnitt) Transaktionen (pro Jahr)
Swissquote 152'000 50'000 16
Raiffeisen 140'000 84'000 2
Zürcher KB 54'000 k.A. k.A.
E-Trading (Post) 45'000 41'000 k.A.
MigrosBank 36'500 155'000 14


Insgesamt dürften sich in der Schweiz somit gegen eine halbe Million Kunden des Online-Börsengeschäfts bedienen. Sie besitzen im Mittel ein Depotvolumen von 80‘000 Franken und tätigen pro Jahr ein rundes Dutzend Transaktionen zu einer Auftragsgrösse von durchschnittlich 15'000 Franken.

Teure Schweizer Botschaft in Pakistan
Pakistan mit seinen 180 Mio. Einwohnern ist ein grosses Land. Aber es ist seit vielen Jahren geprägt von inneren Zwisten und antiwestlichen Umtrieben, die es gar ermöglichten, einen Top-Terroristen wie Osama Bin-Laden jahrelang unbehelligt zu beherbergen. Soll man mit einem solchen Land normale diplomatische Beziehungen unterhalten? Die Schweiz sagte ja und liess sich das teuer zu stehen kommen.

1995 wurde für 12,5 Millionen eine neue Botschaft errichtet. Wegen Konstruktionsfehlern musste das Gebäude bereits 2009 für 6,5 Millionen saniert werden. Hinzu kommen jährliche Sicherheitskosten für eine halbe Million, erbracht von der privaten Sicherheitsfirma eines ehemaligen Offiziers der pakistanischen Armee, 350‘000 Franken für zusätzliche Sicherheitseinrichtungen sowie 380‘000 Franken für den Kauf von zwei gepanzerten Fahrzeugen.

Ob sich dieser Aufwand lohnt für die Beziehungen zu einem derart unstabilen Land, das sich gegen den Willen der Weltöffentlichkeit erst noch zur Atommacht hochgerüstet hat? Man darf seine Zweifel haben!